MEIN ALLTAG MIT MS
Besinnliche Feiertage trotz MS: Einfluss von Stress bei Multipler Sklerose
Oje, schon wieder Dezember, Weihnachten steht vor der Tür, auch Sylvester will gefeiert werden. Jahresendzeitstress nennen es viele. Und das nicht ganz unbegründet: Obwohl schon seit so vielen Jahren Weihnachten auf den 24. Dezember fällt, werden die Geschenke … wann gekauft? Genau: meist in den ohnehin schon turbulenten Wochen davor. Wer besucht wen, wann und wie oft? Was wird gegessen, getrunken … Mit wem verbringt man am liebsten den Jahreswechsel?
In den Wochen vor Weihnachten liegt allgemeine Geschäftigkeit in der Luft, so vieles muss erledigt und bedacht werden. Ein Zen-Meister, wer dabei nicht in Stress gerät. Doch dieser ganz spezielle Feiertagsstress lässt sich vermeiden oder wenigstens verringern. Ein paar Tipps helfen Ihnen dabei!
Übrigens: Natürlich gibt es auch jede Menge Menschen, für die Weihnachten kein Thema ist, die mit Weihnachten nicht viel anfangen können oder die sich von Vornherein dem „Konsumterror“ oder Stress zum Jahresende entziehen. Vielleicht gehören ja auch Sie dazu? Dann ist Stress in dieser besonderen Zeit kein Thema für Sie. Möglicherweise sind aber unsere Informationen und allgemeinen Tipps zu Stress bei MS und Stressbewältigung für Sie interessant.
MS und Stress – die Zusammenhänge
Dass zu viel Stress keinem Menschen guttut, egal ob mit oder ohne MS-Erkrankung, ist mittlerweile weithin bekannt. Gerade für Menschen mit MS ist es jedoch besonders wichtig, Stress zu minimieren und durch Selbstfürsorge die eigene Gesundheit in den Vordergrund zu stellen. Nicht nur, dass zu viel Stress sich auf das eigene Wohlbefinden, die emotionale Stärke oder einzelne MS-Symptome wie z. B. die MS-Spastik auswirken kann.1 Verschiedenen Studien zufolge, können sich belastende Stressereignisse oder Dauerstress sogar auf den MS-Verlauf und das Auftreten von MS-Schüben auswirken. Weniger deutlich wurde durch die Studien jedoch, ob Stress als eine der Ursachen für Multiple Sklerose infrage kommt.2
Die erfreuliche Nachricht ist: Nicht jedes als stressig empfundene Ereignis muss zwangsläufig zu einem Schub führen.3 Es ist beruhigend zu wissen, dass der Stress rund um die Feiertage eher in die Kategorie „ärgerlich, aber bewältigbar“ fällt. Auch wenn der Druck zu dieser Zeit spürbar ist, ist es wichtig zu verstehen, dass Sie nicht allein sind und dass Bewältigungsstrategien helfen können.
Allgemeine Tipps zur Bewältigung von Stress – auch ausserhalb der Feiertage
Die wichtigste Botschaft vorweg: Das Empfinden von Stress hängt häufig weniger vom jeweiligen Stressfaktor ab, als vielmehr von Ihrer eigenen Reaktion auf diesen Stressor. Das heißt, dass Sie Ihre Bewertung und Einschätzung einer bestimmten Situation maßgeblich selbst beeinflussen können!
Setzen Sie kognitive Techniken zur Stressbewältigung ein
Kognitive Techniken sind Methoden, die Ihnen dabei helfen können, negative Gedanken oder Bewertungen zu erkennen und zu verändern. Es gibt viele verschiedene Ansätze, die zur Stressbewältigung beitragen können.
Kognitive Techniken können z. B. …
- helfen, die Wahrnehmung von Situationen zu verändern, die Sie als stressig empfinden.
- Wege aufzeigen, wie Sie diese realistischer und positiver bewerten können.
- Selbstwirksamkeit und Vertrauen in sich selbst stärken, indem Sie lernen, Ihre Gedanken und Empfindungen zu lenken.
- Problemlösungsfähigkeiten fördern.
TIPP
Wenn Sie kognitive Techniken erlernen möchten, finden Sie im Internet diverse Bücher, Online-Seminare oder auch Apps, die Ihnen weiterhelfen.
Atemübungen für akute Stressmomente
Ganz klar, Entspannungstechniken wie Meditation oder Achtsamkeitstraining sind bewährte Strategien, um besser mit Stress klarzukommen. Nur: Was können Sie tun, wenn Sie einen ganz akuten Stressmoment erleben? Wenn z. B. die Gäste in einer halben Stunde für den Weihnachtsbraten auftauchen und weder Tisch gedeckt, Braten fertig noch man selbst umgezogen ist? Dann können Atemübungen helfen, weil diese unter anderem den Vagusnerv aktivieren und man sich sehr schnell ruhiger fühlt.4
TIPP
Eine hilfreiche Atemübung ist z. B. die 4-7-8-Atmung, die viele aus dem Yoga kennen: Zählen Sie langsam bis 4 und atmen Sie währenddessen durch die Nase und tief in die seitlichen Rippen ein. Halten Sie auf 7 und atmen Sie auf 8 aus. Diese Übung wiederholen Sie einige Male. Atmen Sie am Ende noch ein- bis zweimal kurz ein und – ohne zu zählen – wieder aus, damit die Atmung sich wieder normalisieren kann.
Mit Entspannungsübungen dem Stress vorbeugen
Ganz klar, Entspannungstechniken wie Meditation oder Achtsamkeitstraining sind bewährte Strategien, um besser mit Stress klarzukommen. Nur: Was können Sie tun, wenn Sie einen ganz akuten Stressmoment erleben? Wenn z. B. die Gäste in einer halben Stunde für den Weihnachtsbraten auftauchen und weder Tisch gedeckt, Braten fertig noch man selbst umgezogen ist? Dann können Atemübungen helfen, weil diese unter anderem den Vagusnerv aktivieren und man sich sehr schnell ruhiger fühlt.4
„DIE LÄNGE EINES AUGENBLICKS WEILT SO LANGE, WIE DU ES ZULÄSST.“
unbekannt
Ganz konkret: Umgang mit Stress während der Feiertage
Egal, um welche Art von Stress es sich handelt: Für Sie als Mensch mit einer MS-Erkrankung ist Stressmanagement ein wichtiges Thema, das nicht nur, aber vor allem zur Weihnachtszeit besondere Beachtung verdient.
Erster Schritt im Stressmanagement ist es, herauszufinden, welche Ereignisse, Situationen oder Verhaltensweisen von Menschen Sie – in diesem Fall rund um Weihnachtszeit und Jahreswechsel – am meisten stressen. Der nächste Schritt wäre dann, Wege und Methoden zu finden, wie Sie damit umgehen können.
In einem späteren Stadium können hinzukommen:
Zeit- und Erwartungsmanagement gegen den Feiertagsstress
Vielleicht helfen Ihnen die folgenden Tipps ein wenig dabei, der Vorweihnachtszeit und dem Jahreswechsel gelassen und mit Vorfreude entgegenzublicken.
Stellen Sie sich zunächst selbst ein paar Fragen, die Ihnen helfen könnten, Ihre persönlichen Stressfaktoren zu erkennen und deren Bedeutung besser einordnen zu können. Überlegen Sie dann, wie mit diesen Stressoren umgehen können.
Welche Art von Stress empfinde ich am schlimmsten?
- Wenn ich in Zeitdruck komme und das Gefühl haben, Dinge nicht rechtzeitig erledigen zu können (Geschenke, Weihnachtsdeko, Termine ausmachen, Leute einladen …)
Was würde mir helfen?
- Eine Checkliste zu erstellen, in die ich eintrage, was genau ich bis wann fertig haben möchte.
- Über das Jahr notieren, über welche Geschenke sich Angehörige oder Freund:innen freuen würden.
- Aufschreiben, welche Geschenke ich online und welche in Geschäften kaufen möchte.
- Frühzeitig, vielleicht schon im Oktober, mit dem Einkaufen der Geschenke beginnen.
- Die Erwartung, dass ich auch einmal das Weihnachtsessen für die Familie organisieren könnte.
- Wenn ich mich fit genug fühle:
- Leckere, aber einfache Rezepte wählen.
- Frühzeitig einkaufen (lassen). Vieles kann vorbereitet werden: frisches Gemüse, Soßen, Nachtisch, selbstgemachte Paste usw.
- Wenn ich glaube, dass ich das nicht alleine schaffe:
- Angehörige oder Freund:innen um Hilfe bei den Vorbereitungen bitten.
- Statt Weihnachtsgeschenk jeden bitten, etwas Leckeres zum Essen mitzubringen (z. B. Tapas, Salate, Fingerfood, Desserts etc.).
- Der emotionale Stress, wenn erwartet wird, dass ich:
… während des Familientreffens immer gut drauf sein muss.
… überall mitmache, dabei bin.
… Sylvester bis in die späte Nacht durchhalte.
… nicht kneife und auch mal Fünfe gerade sein lassen kann, wenn es ums Trinken geht.
… doch endlich mal nicht mehr an meine MS denken oder darüber reden soll.
- Erst einmal darüber nachdenken, ob das wirklich die Erwartungen sind, die meine Angehörigen oder Freund:innen an mich haben. Immerhin weiß jeder und jede, dass ich MS habe und müsste Verständnis haben …
- Einfach immer mal wieder das Thema ansprechen und offen kommunizieren, dass ich mich sehr darauf freue, alle zu sehen, aber ich …
- mich nicht jeden Tag gleich gut fühle,
- auch mal eine Verabredung absagen muss,
- eventuell sehr spontan um Unterstützung bei den Vorbereitungen bitten muss.
Besinnlichkeit hat auch mit Selbstfürsorge zu tun
Sie möchten sich einlassen können auf diese ganz besondere Jahreszeit und der Besinnlichkeit eine Chance geben? Dann seien Sie auch gut zu sich selbst. Überlegen Sie, was Ihnen guttut, wie Sie sich vorbereiten, pflegen, verwöhnen können. Ein wenig Bewegung draußen bei Tageslicht, ausreichend Schlaf und Entspannung helfen dabei. Auch das kleine Wörtchen „Nein, heute nicht …“ kann Wunder wirken!
TIPP
Unser Blog bietet weitere interessante Themen zum Leben mit MS im Alltag und wird kontinuierlich erweitert!
Weitere spannende Themen entdecken
Disclaimer
Diese allgemeinen Informationen haben nicht die Absicht, eine Erkrankung zu diagnostizieren oder medizinisches Fachpersonal zu ersetzen. Um die beste Beratung für Ihre Krankheit sowie Antworten auf Ihre medizinischen Fragen zu erhalten, sollten Sie einen Mediziner konsultieren. Nur ein Arzt kann Ihre Lage vollumfänglich und angemessen einschätzen und entscheiden, welche Behandlungen erforderlich sind.
Quellen:
1 https://www.amsel.de/multiple-sklerose/behandeln/die-symptomatische-therapie-der-ms/spastik/
2 Jiang J et al. The relationship between stress and disease onset and relapse in multiple sclerosis: A systematic review. Multiple Sclerosis and Related Disorders Volume 67, November 2022, 104142
3 MS-Stiftung Trier. Stress und MS. 2020. https://ms-stiftung-trier.de/stress-und-ms/
4 https://www.esanum.de/fachbereichsseite-neurologie/feeds/neurologie/posts/multiple-sklerosestressmanagement
Internetquellen zuletzt besucht am 24.10.2023