SPORT BEI MS – AUSDAUER, KRAFT UND KOORDINATION TRAINIEREN
Sport bei MS – Ausdauer, Kraft und Koordination trainieren
Multiple Sklerose – Bewegung ist möglich 1,2
Zunächst ein paar allgemeine Hinweise und Tipps, wie Sie als MS-Betroffener mit Sport umgehen:
- Schonen Sie sich, wenn Sie einen akuten Infekt oder einen Schub haben. Geben Sie sich Ruhe, bis der Infekt abgeklungen oder die Kortisontherapie beendet ist.
- Wenn Sie ein Neustarter in Sachen Sport sind, lassen Sie sich vor Aufnahme der Aktivität ärztlich untersuchen – bestehen keine Bedenken, können Sie loslegen. Das gilt übrigens gleichermaßen für Menschen, die keine MS haben.
- Versuchen Sie wirklich, sich regelmäßig zu bewegen. Wer etwa acht Wochen pausiert, macht seine zuvor erreichte Fitness zunichte.
Hinweis: Unter körperliche Aktivität fällt beispielsweise auch zu Fuß zu gehen, statt sich in das Auto zu setzen. So lässt sich ein gutes Pensum leichter in den Tag einbauen. Auch smarte Uhren, die etwa die Schritte zählen oder andere Bewegung erfassen können hilfreich sein.
Wie viel Sport bei MS ist in Ordnung?
- Versuchen Sie, sich regelmäßig, am besten jeden Tag zu bewegen. Zum Beispiel 20–60 Minuten pro Tag, die Sie als eine Einheit nehmen oder als kleinere Teile von mehreren Minuten über den Tag verteilen. Geht das nicht immer, weniger ist auch gut – auf jeden Fall besser als gar nichts.
- Machen Sie nicht zu viel, dosieren Sie gut und bewegen Sie sich nicht bis zur Erschöpfung. Eine Faustregel ist: Dosieren Sie die Trainingsintensität so, dass Sie nur leicht außer Atem kommen. Dann liegen Sie mit Ihrer Belastung vermutlich richtig. Es ist auch möglich mit einer Belastungsskala zu arbeiten. Darüber sollten Sie aber mit Ihrem Behandlungsteam sprechen.
MS-Training – Sport stärkt und lindert
Sport bei MS ist möglich und sogar erwünscht. Untersuchungen haben gezeigt, dass sich viele MS-Beschwerden über Sport lindern lassen. Wissenschaftliche Untersuchungen weisen darauf hin, dass sich z. B. die Muskelkraft sowie das Gleichgewicht verbessern und auch das Symptom Fatigue zurückgeht.1,2
Warum Sport treiben mit MS?
Der Zusammenhang zwischen Sport und seiner guten Wirkung ist noch nicht hinreichend wissenschaftlich geklärt. Allerdings weisen neue Befunde darauf hin, dass Sport die Bildung neuer Nervenzellen fördert und deshalb geeignet ist, die kognitiven Fähigkeiten zu schützen. Außerdem scheint Sport den Körper dazu zu veranlassen, Stoffe zu produzieren, die Entzündungen stoppen – was die MS günstig beeinflussen kann.
Uhthoff-Phänomen
Viele Menschen mit MS leiden am sogenannten Uhthoff-Phänomen. Das bedeutet, dass sich die neurologischen Symptome einer MS vorübergehend verschlechtern können, wenn sich z. B. die Körpertemperatur erhöht. Das kann natürlich auch beim Sport passieren. Die Symptome gehen aber zurück, wenn die Körpertemperatur wieder sinkt. Sprechen Sie mit Ihrem Betreuungsteam ab, wie Sie mit der sportlichen Aktivität umgehen sollen. Manchmal helfen einfache Tipps wie eine kühle Dusche, sehr leichte Kleidung oder eine angepasste Trainingsintensität, um den Körper auf die normale Temperatur zu senken oder zu halten.
Weitere Tipps zur Abkühlung finden Sie auch in unseren Lifehacks für MS.
Sport bei MS – Tipps für die geeignete Sportart 3,4,5,6
Wenn Sie keine Einschränkungen haben, können Sie den Sport ausüben, den Sie mögen. Natürlich kann es sein – abhängig von der Krankheitsphase – dass Sie improvisieren müssen. Ist vielleicht Joggen schwierig, aber Walken gut möglich? Hilft Ihnen vielleicht auch eine Orthese , um Ihren gewünschten Sport weiterhin ausführen zu können? Wenden Sie sich nach Möglichkeit an Ihr Behandlungsteam. Es hilft Ihnen dabei, eine für Sie geeignete Sportart oder Unterstützung zu finden. Soweit man heute weiß, ist ein guter Mix aus Ausdauer- und Kraftsport eine ideale Mischung für die körperliche Aktivität.
Eine kurze Einführung dazu, welche Sportarten sich bei MS eignen, finden Sie im Folgenden.
Bewegungslehren – Yoga, Tai Chi, Qi Gong, Feldenkrais und Co
Das sind vielleicht stille Sportarten, aber sie wirken beruhigend auf den Geist und aktivierend auf den Körper. Ihnen gemein ist, dass sie das Gleichgewicht, Haltung und die Körperwahrnehmung schulen. Diese Aktivitäten sind auch dann möglich, wenn die Einschränkungen schon recht fortgeschritten sind.
Sport im Wasser
Aktivitäten wie Schwimmen und Aquagymnastik eignen sich für MS-Betroffene auch gut. Grund dafür ist u. a. die Auftriebskraft des Wassers. Das schont die Gelenke bei Bewegung und trainiert die Muskeln besonders sanft und gleichzeitig intensiv, da Wasser Widerstand bedeutet. Auch bei Menschen mit einer eingeschränkten Gehfähigkeit lässt sich eventuell das Laufen verbessern – denn im Wasser sind Sie sicher: Stürzen können Sie nicht!
- Hinweis für Erkrankte, die das Uhthoff-Phänomen haben: Achten Sie darauf, dass das Wasser nicht zu warm ist.
- Hinweis für Menschen, bei denen Kälte eine Spastik triggert: Wasser kann das Symptom Spastik verstärken.
Krafttraining an Geräten
Bei dem Sport mit Geräten geht es darum, z. B. Koordination und Kraft und darüber das Gleichgewicht zu verbessern. Natürlich müssen Sie dabei für Ihre Sicherheit sorgen – was Stürze und auch die richtige Einstellung der Geräte angeht. Schauen Sie sich nach einem Sportstudio um, das physio- oder sporttherapeutische Begleitung anbietet. Viele Studios haben mittlerweile auch elektronische Zirkeltrainings – dann werden die Geräte einmal auf den Körper eingestellt und lassen sich auf Knopfdruck über einen Sensor jedes Mal wieder auf Sie persönlich einstellen.
Ausdauertraining
Ein moderates Ausdauertraining kann die Leistungsfähigkeit erhalten oder wieder herstellen. Gerade MS-Erkrankte beklagen oft, dass sie sich schnell erschöpft fühlen. Wer seine Ausdauer schult, wird das bald im Alltag merken – als bessere Belastbarkeit.
Als Ausdauersportarten eignen sich Joggen oder Walken, aber auch im Sportstudio gibt es viele Geräte, mit denen sich die Ausdauer trainieren lässt. Das hat auch den Vorteil, dass Geräte besser vor Stürzen schützen und das Training dort auch etwa bei Seheinschränkungen sicher möglich ist. Weitere Tipps zur Bewegung und Übungsvorschläge finden Sie auch in unseren Videos!
Häufige Fragen
Kurzum: Jeder Sport ist gut bei MS. Wichtig ist, dass Sie sich damit wohlfühlen, er Ihnen Spaß und Fitness bringt damit Sie „dranbleiben“. Um zu entscheiden, welchen Sport bei MS Sie wählen, sprechen Sie am besten mit Ihrem Behandlungsteam. Die Expert:innen können einen Trainingsplan bei MS erstellen. Abhängig davon, wie mobil Sie sind, lässt sich für jede und jeden eine geeignete Aktivität finden.
Nach heutigem Stand des Wissens verschlimmert Sport eine MS nicht – im Gegenteil. Sport wirkt förderlich auf das körperliche und seelische Wohlbefinden. Auch zeigen Untersuchungen, dass Sport die Schubrate nicht erhöht.2
Sie dürfen im sportlichen Bereich alles bei MS – nur übernehmen sollten Sie sich nicht. Das sind eigentlich auch schon alle Fakten dazu. Dosieren Sie die körperlichen Aktivitäten gutund gehen Sie nicht an oder gar über Ihre Belastungsgrenze. Achten Sie darauf, dass Sie sicher sind. Zum Beispiel nicht stürzen können oder die Geräte, an denen Sie trainieren möchten, sicher bedienen können.
Fatigue heißt, dass Sie schneller erschöpfen und sehr oft zutiefst müde sind. Bewegungsmangel macht eine Fatigue oft noch schlimmer. Von daher: Mit moderater sportlicher Aktivität verbessern Sie Ihre Leistungsfähigkeit und Ihre Ausdauer – auch im Alltag. Gut geeignete Sportarten sind Ausdauersport (z. B. Nordic Walking, Schwimmen, Radfahren), aber auch Krafttraining.7
Reha-Sport ist die Abkürzung für Rehabilitationssport. Das ist meist ein Training in der Gruppe, das Ausdauer, Kraft, Koordination für den Körper schult sowie das Selbstbewusstsein. Erfahrene Übungsleiter begleiten diese Kurse. Die Kosten übernehmen meist die Krankenkassen. Ansprechpartner finden Sie bei der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft, dort am besten in den Landesverbänden. Sie können sich auch an Ihr Behandlungsteam oder die Krankenkasse wenden.
„NUR WER SEIN ZIEL KENNT, FINDET DEN WEG.“
(Laozi)
Weitere spannende Themen entdecken
Disclaimer
Diese allgemeinen Informationen haben nicht die Absicht, eine Erkrankung zu diagnostizieren oder medizinisches Fachpersonal zu ersetzen. Um die beste Beratung für Ihre Krankheit sowie Antworten auf Ihre medizinischen Fragen zu erhalten, sollten Sie einen Mediziner konsultieren. Nur ein Arzt kann Ihre Lage vollumfänglich und angemessen einschätzen und entscheiden, welche Behandlungen erforderlich sind.