ERNÄHRUNG BEI MS: GESUND UND AUSGEWOGEN
Ernährung bei MS: gesund und ausgewogen
MS Ernährung: allgemeine Tipps
Jeder Organismus braucht Energie und Baustoffe, um sich zu ernähren. Für den Menschen sind die wichtigen Stoffgruppen:
- Fette, Eiweiße und Kohlenhydrate
- Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente
Für Menschen mit MS ist es besonders wichtig, dem Körper all diese wesentlichen Baustoffe in ausreichender Menge anzubieten. Das stellt eine ausgewogene Ernährung nach derzeitigem Kenntnistand sicher.1
Als allgemeine Ernährungstipps für die Ernährung bei MS lassen sich formulieren2:
- Verwenden Sie Öle, die reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren sind wie z. B. Öle aus Leinsamen, Raps, Hanf oder Walnuss.
- Reduzieren Sie den Konsum von Fleisch und Wurst.
- Wählen Sie fettarme Milch und Milchprodukte.
- Essen Sie Fisch! Wenn Sie keinen Fisch mögen, können Sie die wichtigen Fettsäuren vielleicht über Kapseln aufnehmen, die Fischöl enthalten. Sprechen Sie darüber vorher mit einer Ernährungsberatung.
- Essen Sie viel Obst und Gemüse!
- Wählen Sie nach Möglichkeit die Vollkornvariante – wo auch immer Sie können.2
- Auftreten neuer neurologischer Symptome
- Wiederauftreten früherer oder Verschlechterung vorhandener Symptome
- Dauer von mindestens 24 Stunden
- Auftreten nach einem Zeitintervall von mindestens 30 Tagen nach einem vorausgegangenen Schub
- Und: Er ist nicht durch Änderungen der Körpertemperatur (Uhthoff-Phänomen) oder aufgrund von Infektionen oder anderen körperlichen oder organischen Ursachen erklärbar.
Sollten Sie darüber nachdenken, Ihre Ernährung umzustellen, so lehrt die Erfahrung: Lassen Sie es langsam angehen und vergessen Sie bei allen Regeln nicht den Genuss!
Was sollte man in der Ernährung bei MS vermeiden? 3,4
Ein Stichwort bei der MS ist: antientzündliche Ernährung. Das heißt, alle Nahrungsmittel, die Entzündungen fördern können, sollten Sie meiden oder zumindest reduzieren.
Dieser Ernährung liegen zwei Gedanken zugrunde:
- Die Aufnahme vieler „guter“ ungesättigter Fettsäuren und Vermeidung von Lebensmitteln mit vielen „schlechten“ gesättigten Fettsäuren.
- Das Essen von Nahrungsmitteln mit vielen antioxidativen Inhaltsstoffen wie z. B. Obst oder Gemüse.
Die Unterscheidung der Fettsäuren
Fettsäuren werden in gesättigte, einfach ungesättigte und mehrfach ungesättigte Fettsäuren unterteilt. Wichtig sind dabei zwei Fettsäuren, die Entzündungen fördern oder hemmen können:
- Arachidonsäure (Omega-6-Fettsäure): Sie wirkt entzündungsfördernd und ist vor allem in fettem Fleisch und Wurst enthalten.
- Omega-3-Fettsäuren – dazu gehören z.B. α-Linolensäure, Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA): Sie wirken entzündungshemmend.
Das heißt in der Bilanz der Ernährung bei MS: Vermeiden Sie Nahrungsmittel, die Arachidonsäure enthalten und essen Sie mehr Lebensmittel mit Omega-3-Fettsäuren.4,5
ERNÄHRUNG BEI MS: DIE RICHTIGEN FETTHALTIGEN SPEISEN WÄHLEN
Reich an Omega-3-Fettsäuren sind u. a.:
- Linolensäure: Öle aus Leinsamen, Raps, Hanf, Walnuss und auch Produkte, die diese Zutaten enthalten. Beachten Sie: Leinöl und Hanföl sind nicht hitzestabil. Sie eignen sich also nicht zum Braten, dafür aber umso besser für kalte Speisen wie Salate.
- Eicosapentaensäure und Docosahexaensäure: fettreiche Kaltwasserfische (z. B. Makrele, Hering, Thunfisch und Lachs)
Die Rolle der Antioxidantien in der Ernährung bei MS
Antioxidantien sind Substanzen, die sogenannte freie Radikale binden können. Radikale gehören zu den Treibern einer Entzündung und entstehen bei einer MS gehäuft.4,6
In welchen Lebensmitteln kann ich Antioxidantien finden?
Antioxidativ wirken u. a. verschiedene Vitamine, Spurenelemente und sekundäre Pflanzenstoffe.
Vitamine: Wichtige Antioxidantien sind Vitamine A, C, E und Betacarotin. Sie sind beispielsweise in Obst und Gemüse enthalten.
Vitamin D: Die Forschung hat gezeigt, dass sich ein ausreichender Vitamin-D-Spiegel bei einer MS als günstig erweist. Bitte sprechen Sie über geeignetes Verhalten, Essen und eventuelle Substitution mit Ihrem Behandlungsteam.7
Spurenelemente: Spurenelemente sind Stoffe, die der Körper nur in sehr geringen Mengen braucht. Dazu gehören z. B. Kupfer, Selen und Zink.
Diese sind u. a. in Obst und Gemüse oder Fisch enthalten. Sie werden in der Ernährung bei MS gebraucht, damit antientzündliche Enzyme aktiv werden können.4
Sekundäre Pflanzenstoffe
Sekundäre Pflanzenstoffe scheinen einen großen Einfluss auf verschiedene Prozesse des Stoffwechsels zu haben – das gilt auch für die Ernährung bei MS. Das sind Flavonoide, Phenolsäuren, Carotinoide oder Phytosterole. So wie es aussieht, haben sie positive Wirkungen beispielsweise auf Entzündungen, neurologische Fähigkeiten, auf die Blutgefäße und wohl auch bei Tumorerkrankungen.
Sekundäre Pflanzenstoffe sind vor allem in Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten und verschiedenen Teesorten enthalten.
Ernährungskonzepte mit Fragezeichen
Es gibt derzeit viele Ernährungskonzepte oder auch Diäten, die für sich in Anspruch nehmen, die Gesundheit positiv beeinflussen zu können. Auch sogenannte „MS-Diäten“ wie z. B die Evers-Diät, die Schwank-Diät oder die Fratzer-Diät sind seit einigen Jahren im Gespräch. Für die Wirksamkeit dieser speziellen MS-Diäten gibt es jedoch bisher keine Belege.
Paleo, Low carb, vegan in der Ernährung bei MS
Es ist nicht immer leicht, für sich zu entscheiden, ob eine bestimmte Ernährungsform für einen geeignet ist – vor allem, wenn eine Erkrankung wie die MS im Spiel ist. Rat geben können hier zertifizierte Ernährungsberater*innen. Eine Liste erhalten Sie z. B. über den Verband der Diätassistenten – Deutscher Bundesverband e. V. (VDD).
Einige der folgenden, zum Teil recht strengen, Diäten können auch zu Mängeln bei bestimmten Nährstoffen führen:9
„HUNGER MACHT ESSEN ZUR NOTWENDIGKEIT, APPETIT DAGEGEN ZUM VERGNÜGEN.“
(Monika Kühn-Görg)
- Paleo: Man isst, was in der Steinzeit gegessen wurde. Dabei können Nähr- und Ballaststoffe aus Getreide und Hülsenfrüchten fehlen. Zumal diese Diät sehr fleischlastig ist und darüber viel Arachidonsäure zuführt – und das sollte bei MS möglichst nicht sein.
- Low-Carb oder Low-Fat: Bei Low-Carb (wenig bis keine Kohlenhydrate) kann es zu einem Mangel an Ballaststoffen kommen. Außerdem ist die Ernährungsform eher fleischlastig, was wiederum den Gehalt an Arachidonsäure erhöht. Bei der Low-Fat-Ernährung (wenig oder kein Fett) können ungesättigte Fettsäuren und fettlösliche Vitamine nicht gut verarbeitet werden.
- Vegan: Veganer sollten vor allem darauf achten, dass Sie ausreichend Vitamin B12 zu sich nehmen,denn nur tierische Lebensmittel liefern ausreichende Mengen dieses Vitamins. Eventuell lässt sich das Vitamin ergänzend zuführen – sprechen Sie in diesem Fall mit einer Ernährungsberatung.
Superfoods
Superfoods sind oft eher exotische Lebensmittel, die viele wichtige Inhaltsstoffe wie Vitamine, sekundäre Pflanzenstoffe oder Mineralstoffe enthalten oder enthalten sollen. Beispiele sind Goji- oder Acaibeeren, Chiasamen, Heidelbeeren, Sanddorn und Leinsamen. Im Sinne einer antientzündlichen Ernährung können Sie für eine Ernährung bei MS durchaus hilfreich sein. Sprechen Sie darüber mit der Ernährungsberatung.
Häufige Fragen zur Ernährung bei MS
Es gibt keine Lebensmittel, die man in der Ernährung bei MS explizit meiden sollte. Achten sollten Sie auf eine gemäßigte Zufuhr von fettem Fleisch – wegen der Arachidonsäure. Wichtig ist, dass Sie Ihrem Körper ein ausgewogenes Maß aller Nährstoffe anbieten. Von daher sind auch Diäten mit Vorsicht zu genießen, denn sie können zu Mangelzuständen führen.
Zu viel Zucker ist nicht nur in der Ernährung bei MS schädlich. Zucker benötigt der Körper zum einen, um Energie herzustellen. Bekommt er zu viel Zucker, lagert er diesen als Fettpölsterchen ab, sozusagen als Energiedepot. Schnell entsteht Übergewicht. Und zu hohes Gewicht hindert bei freier Bewegung und schränkt den Aktionsradius ein. Auch braucht mehr Körpergewicht mehr Energie – aber gerade Energie benötigen Menschen mit einer MS oft dringend, zum Beispiel dann, wenn Sie als Symptome eine Fatigue oder Spastik entwickelt haben. Besondere Kalorienfallen sind übrigens gesüßte Getränke wie Limonaden und industriell hergestellte Lebensmittel.
Das Eigelb enthält viel Arachidonsäure, das ist ein Treiber entzündlicher Prozesse und den sollten Sie in der Ernährung bei MS vorsichtig dosieren. Essen Sie deshalb möglichst nicht mehr als 2–3 Eier in der Woche. Beachten Sie dabei, dass Eier sich auch „verstecken“ können – u. a. in Fertigprodukten oder Kuchen und Desserts.2
Nein, schädlich ist Kaffee in der Ernährung bei MS nicht – jedenfalls nicht nach heutigem Wissensstand.10,11
Aktuelle Ergebnisse der Forschung weisen darauf hin, dass Gehirn und Darm eng miteinander kommunizieren und sich gegenseitig beeinflussen. Zudem wird vermutet, dass die Stoffwechselprodukte des Körpers, von denen viele im Darm entstehen, Einfluss auf das Immunsystem haben. Ob sogenannte Probiotika (Stichwort: Darmbakterien) oder Präbiotika (Stichwort: Laktobazillen) einen Einfluss auf den Verlauf einer MS haben, wird derzeit intensiv untersucht.12
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Disclaimer
Diese allgemeinen Informationen haben nicht die Absicht, eine Erkrankung zu diagnostizieren oder medizinisches Fachpersonal zu ersetzen. Um die beste Beratung für Ihre Krankheit sowie Antworten auf Ihre medizinischen Fragen zu erhalten, sollten Sie einen Mediziner konsultieren. Nur ein Arzt kann Ihre Lage vollumfänglich und angemessen einschätzen und entscheiden, welche Behandlungen erforderlich sind.
Quellen:
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Vollwertig essen und trinken nach den 10 Regeln der DGE. https://www.dge.de/index.php?id=52
- Amsel. Gesund essen. https://www.amsel.de/multiple-sklerose/ms-themen/ms-und-ernaehrung/was-wir-empfehlen/gesund-essen/
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Fettzufuhr und Prävention ausgewählter ernährungsmitbedingter Krankheiten. https://www.dge.de/fileadmin/public/doc/ws/ll-fett/v2/Gesamt-DGE-Leitlinie-Fett-2015.pdf
- Amsel. Antientzündliche Ernährung. https://www.amsel.de/multiple-sklerose/ms-themen/ms-und-ernaehrung/was-wir-empfehlen/antientzuendliche-ernaehrung/
- Bjørnevik K, Chitnis T, Ascherio A, Munger KL. Polyunsaturated fatty acids and the risk of multiple sclerosis. Mult Scler. 2017 Dec;23(14):1830-1838. doi: 10.1177/1352458517691150
- Haider L. et al. Oxidative damage in multiple sclerosis lesions. Brain, 2011, 1914-1924
- Koduah P, Paul F, Dörr JM. Vitamin D in the prevention, prediction and treatment of neurodegenerative and neuroinflammatory diseases. EPMA J. 2017 Nov 15;8(4):313-325. doi: 10.1007/s13167-017-0120-8
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Sekundäre Pflanzenstoffe und ihre Wirkung auf die Gesundheit. https://www.dge.de/wissenschaft/weitere-publikationen/fachinformationen/sekundaere-pflanzenstoffe-und-ihre-wirkung/
- Amsel. Ernährungsformen und Diäten. https://www.amsel.de/multiple-sklerose/ms-themen/ms-und-ernaehrung/was-wir-empfehlen/ernaehrungsformen-und-diaeten/
- American Academy of Neurology. greater Consumption of Coffee is Associated with Reduced Odds of Multiple Sclerosis. https://www.aan.com/PressRoom/Home/GetDigitalAsset/11535
- Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft. Kaffeekonsum und Multiple-Sklerose-Risiko. https://www.amsel.de/amsel-ev/presse/pressemeldungen/kaffeekonsum-und-multiple-sklerose-risiko/
- Amsel. Die Rolle der Darmflora. https://www.amsel.de/multiple-sklerose/ms-themen/ms-und-ernaehrung/was-wir-empfehlen/die-rolle-der-darmflora/
Letzter Zugriff auf Internetquellen 04.02.2021